20./21. Jahrhundert

Die Entwicklung und Ansiedlung der chemischen Industrie seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts prägen die Stadt und Region Merseburgs bis heute. Die Gründung des Ammoniakwerks Merseburg 1916, motiviert durch den »kriegswichtigen« Stickstoffbedarf für die Giftgasproduktion, zog den verstärkten Braunkohleabbau im Geiseltal nach sich – damit auch die Abbaggerung zahlreicher Ortschaften. Die hohe Luft- und Wasserverschmutzung der »Leuna-Werke«, dem größten Chemiebetrieb der DDR, wurde durch die Kunststoffproduktion des BUNA-Werks in Schkopau noch verstärkt. Der durch die Großindustrie bedingte starke Bevölkerungszuwachs erforderte Wohnungsbauprogramme im großen Stil. Zwischen 1918 und 1930 schuf Stadtbaurat Friedrich Zollinger neue Siedlungen, auch dank eigener wegweisender Konstruktionen. In den 1950er Jahren entstanden abermals neue Stadtviertel. Seit Ende der 1960er Jahre führte der Wohnraumbedarf zum Abriss großer Teile der Innenstadt ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen. Diesem durchgreifenden Wandel des Stadtbilds im 20. Jahrhundert widmet sich der letzte Abschnitt des Ausstellungsrundgangs. Vor dem Hintergrund der wechselnden staatlichen Systeme dokumentieren Modelle, Pläne und Fotografien sowie Exponate aus Alltag und Arbeitswelt zu den Themen Bildung, Haushalt, Mode und Freizeitgestaltung, zum gesellschaftlichen Leben und lokalpolitischer Einflussnahme die unterschiedlichen Ausprägungen und Möglichkeiten individueller Lebensentwürfe.